Stell dir vor, du könntest deine Mahlzeiten mit frischen, nährstoffreichen Pflänzchen aufpeppen, die du direkt auf deiner Fensterbank gezogen hast – ganz ohne Garten und ohne viel Aufwand. Microgreens sind die kleinen Wunderkinder der Küche, die in letzter Zeit die Food-Szene erobern. Mit bis zu 40-mal mehr Nährstoffen als ihre ausgewachsenen Pendants bringen diese Mini-Pflanzen nicht nur Farbe und Geschmack auf deinen Teller, sondern auch jede Menge gesundheitliche Vorteile. In diesem Artikel zeige ich dir, wie einfach du diese kleinen Powerpakete selbst anbauen kannst.
Was sind Microgreens?
Definition und Ursprung
Microgreens sind im Grunde genommen Baby-Pflanzen – kleine Keimlinge von Gemüse, Kräutern oder Getreide, die geerntet werden, sobald sie ihre ersten richtigen Blätter entwickelt haben. Anders als bei Sprossen werden bei Microgreens auch die zarten Stängel und Blätter verzehrt. Diese Mini-Pflanzen haben ihren Ursprung in der kalifornischen Gourmetküche der 1980er Jahre, wo sie zunächst als dekorative Garnitur eingesetzt wurden.
Mit der Zeit entdeckten immer mehr Menschen das Potenzial dieser kleinen Grünlinge, und aus dem anfänglichen Food-Trend entwickelte sich eine richtige Mikrogrün-Bewegung. Heute sind sie fester Bestandteil der Urban-Gardening-Szene und erfreuen sich dank ihrer einfachen Anbauweise auch bei Hobbygärtnern wachsender Beliebtheit.
Gesundheitliche Vorteile und Nährstoffgehalt
Wenn du denkst, dass Microgreens nur hübsch aussehen – dann halt dich fest! Diese Mini Greens sind wahre Nährstoffbomben. Studien haben gezeigt, dass sie bis zu 40-mal mehr Vitamine, Mineralstoffe und Antioxidantien enthalten können als ihre ausgewachsenen Gegenstücke. Besonders beeindruckend ist ihr Gehalt an Vitamin C, E, K und verschiedenen B-Vitaminen.
Rotkohl-Microgreens enthalten zum Beispiel das 6-fache an Vitamin C im Vergleich zum ausgewachsenen Kohl. Und auch beim Gehalt an Antioxidantien schlagen sie die großen Pflanzen um Längen. Diese kleinen Kraftpakete können dein Immunsystem stärken, Entzündungsprozesse reduzieren und sogar beim Schutz vor chronischen Krankheiten helfen.
Der intensive Geschmack der Microgreens macht sie außerdem zu einer spannenden Zutat in der Küche – von süßlich bis scharf ist alles dabei. So kannst du deinen Speisen nicht nur einen Nährstoff-Boost verpassen, sondern auch geschmacklich neue Akzente setzen.
Unterschied zwischen Sprossen und Microgreens
„Sind Microgreens nicht einfach nur Sprossen?“ Diese Frage höre ich oft. Nein, das sind sie nicht – auch wenn beide jung und grün sind, gibt es wichtige Unterschiede. Sprossen werden komplett im Dunkeln ohne Substrat gezogen und schon nach wenigen Tagen geerntet. Du isst bei ihnen die gesamte Pflanze inklusive Samen, Wurzeln und Keimblättern.
Microgreens hingegen benötigen Licht und wachsen in Erde oder auf speziellen Anzuchtmatten. Sie werden erst nach etwa 7 bis 21 Tagen geerntet, wenn sie ihre ersten echten Blätter entwickelt haben. Bei der Ernte schneidest du nur den oberen Teil – Stängel und Blätter – ab und lässt Samen und Wurzeln zurück.
Ein weiterer wichtiger Unterschied: Während Sprossen aufgrund ihrer feuchten Anzuchtbedingungen manchmal anfälliger für Keime sein können, sind Microgreens in der Regel unproblematischer. Durch das Wachstum im Licht bilden sie zudem Chlorophyll, was nicht nur für die grüne Farbe sorgt, sondern auch zusätzliche Nährstoffe bringt. Das erklärt auch, warum viele Mikrogrün-Sorten intensiver und komplexer im Geschmack sind als Sprossen.
Welche Microgreens kann man zu Hause anbauen?

Die gute Nachricht vorweg: Fast jedes Saatgut, das du im Gemüsebeet aussäen würdest, kannst du auch als Microgreens anbauen. Das Tolle dabei ist, dass du Microgreens selber ziehen kannst, ohne einen grünen Daumen zu haben! Die kleinen Powerpflanzen brauchen nur wenig Platz, wachsen schnell und belohnen dich mit einer reichen Ernte an Nährstoffen und Geschmack.
Beliebte Sorten und ihre Besonderheiten
Wenn du mit dem Microgreens anbauen beginnen möchtest, sind einige Sorten besonders anfängerfreundlich:
Brokkoli-Microgreens gehören zu den absoluten Stars unter den Mini-Pflanzen. Sie wachsen schnell (meist in 7-10 Tagen erntereif), sind einfach anzubauen und bieten ein wahres Nährstofffeuerwerk. Der milde, leicht nussige Geschmack mit einem Hauch von Schärfe macht sie vielseitig einsetzbar. Das Beste: Sie enthalten bis zu 50-mal mehr Sulforaphan als ausgewachsener Brokkoli – ein Stoff, der krebshemmende Eigenschaften haben soll.
Radieschen-Microgreens bringen Farbe und Würze auf deinen Teller. Mit ihrer leuchtend roten Stängeln und grünen Blättern sehen sie nicht nur hübsch aus, sondern liefern auch einen angenehm scharfen Geschmack. Bereits nach 5-7 Tagen kannst du ernten – perfekt für ungeduldige Gärtner!
Sonnenblumen-Microgreens sind ein echter Geheimtipp. Mit ihrem nussigen, leicht süßlichen Aroma und der knackigen Textur sind sie ein Genuss pur. Zudem sind sie proteinreich und werden binnen 7-10 Tagen erntereif. Die größeren Samen machen sie besonders einfach in der Handhabung.
Erbsen-Microgreens schmecken herrlich süß und frisch wie junge Erbsen. Sie sind Proteinbomben und werden für ihre zarten Ranken geliebt, die jedem Gericht eine besondere Optik verleihen. Mit 10-14 Tagen bis zur Ernte brauchen sie etwas länger als andere Sorten, lohnen sich aber definitiv.
Anforderungen für verschiedene Microgreen-Sorten
Beim Microgreens anbauen gibt es einige grundlegende Anforderungen, die für fast alle Sorten gelten:
Das Anzuchtmedium sollte locker und gut durchlässig sein. Spezielle Anzuchterde oder Kokosmatten eignen sich hervorragend – schwere Gartenerde hingegen ist tabu, da sie zu dicht für die zarten Wurzeln ist und schnell verschlämmt.
Bei der Aussaat solltest du die richtige Dichte beachten: Microgreens können viel dichter gesät werden als ausgewachsene Pflanzen. Verteil das Saatgut gleichmäßig über die gesamte Fläche – ein bisschen wie beim Grassäen.
Die meisten Microgreens benötigen 12-16 Stunden Licht täglich. Ein heller Fensterplatz oder LED-Pflanzenlampen, die etwa 10-15 cm über den Pflänzchen angebracht sind, erfüllen diese Anforderung optimal.
Einige Microgreens haben jedoch Sonderwünsche: Sonnenblumen- und Erbsensamen solltest du vor der Aussaat etwa 8-12 Stunden einweichen, um die Keimung zu beschleunigen. Basilikum und Rucola dagegen sind Lichtkeimer und werden nur leicht angedrückt, nicht mit Erde bedeckt.
Die ideale Temperatur für die meisten Microgreens liegt zwischen 18-24°C – also normale Zimmertemperatur. Bei der Feuchtigkeit gilt: während der Keimphase feucht halten, danach nur noch mäßig gießen, um Schimmelbildung zu vermeiden.
Die richtige Ausrüstung für den Anbau von Microgreens

Für erfolgreiche Microgreens brauchst du keine High-Tech-Ausrüstung oder teure Gerätschaften. Mit ein paar grundlegenden Utensilien kannst du bereits loslegen und deine eigene kleine grüne Oase in der Küche einrichten. Die richtige Ausrüstung macht den Anbau nicht nur einfacher, sondern sorgt auch für gesündere und ertragreichere Pflanzen. Lass uns schauen, was du wirklich brauchst!
Anzuchtschalen: Materialien und Größen
Die Wahl der richtigen Microgreens Anzuchtschalen ist entscheidender als du vielleicht denkst. Sie bilden die Grundlage für deine kleinen Pflänzchen und beeinflussen maßgeblich deren Wachstum.
Klassische Anzuchtschalen aus Kunststoff sind bei Hobbygärtnern besonders beliebt: Sie sind leicht, langlebig und können immer wieder verwendet werden. Achte beim Kauf auf BPA-freien Kunststoff, besonders wenn die Microgreens später auf deinem Teller landen sollen. Die Standard-Größe für Microgreens Schalen liegt bei etwa 25×50 cm (10×20 Zoll), was perfekt für eine größere Ernte ist. Für Einsteiger oder wenn du mit verschiedenen Sorten experimentieren möchtest, sind kleinere 25×25 cm (10×10 Zoll) Schalen praktischer.
Die ideale Tiefe für Microgreens Anzuchtschalen beträgt etwa 3-5 cm. Tiefere Schalen sind unnötig, da die Wurzeln der Microgreens nicht sonderlich tief wachsen, während zu flache Schalen schnell austrocknen können.
Ein wichtiges Detail: Achte auf Löcher im Boden der Schale! Diese sorgen für die nötige Drainage und beugen Staunässe vor. Für ein sauberes Setup kannst du unter einer gelochten Schale eine zweite ohne Löcher platzieren, um überschüssiges Wasser aufzufangen.
Neben Kunststoff gibt es auch nachhaltige Alternativen wie kompostierbare Anzuchtschalen aus Pflanzenfasern oder wiederverwendbare Behälter aus Edelstahl oder Glas. Diese sind zwar in der Anschaffung teurer, halten aber länger und sind umweltfreundlicher.
Erde oder Anzuchtmedium: Vor- und Nachteile
Eine der spannendsten Erkenntnisse beim Microgreens-Anbau: Du hast die Wahl zwischen Erde und verschiedenen erdlosen Medien. Beide Wege führen zum Erfolg, haben aber unterschiedliche Vor- und Nachteile.
Anbau mit Erde:
Der Klassiker unter den Anzuchtmethoden bietet natürliche Nährstoffe und gute Wasserspeicherung. Verwende am besten spezielle, nährstoffarme Bio-Anzuchterde oder Kokoserde. Diese ist steril und reduziert das Risiko von Schimmel oder Krankheiten.
Vorteile: Die Erde versorgt deine Microgreens mit allen nötigen Nährstoffen, was besonders wichtig ist, wenn du sie länger als 10 Tage wachsen lassen möchtest. Sonnenblumen-Microgreens und Erbsenkeimlinge wachsen in Erde besonders gut. Zudem ist Erde kostengünstig und leicht verfügbar.
Nachteile: Nach der Ernte musst du die Erde entsorgen oder kompostieren, was auf Dauer Abfall produziert. Außerdem ist der Anbau mit Erde etwas „schmutziger“ und erfordert mehr Reinigungsaufwand.
Microgreens anbauen ohne Erde:
Alternativ kannst du spezielle Anzuchtmatten aus Hanf, Kokosfasern oder Flachs verwenden. Diese bieten eine saubere Alternative zur Erde und eignen sich hervorragend für schnell wachsende Sorten wie Radieschen, Rucola oder Brokkoli.
Vorteile: Der Anbau ist deutlich sauberer, die Pflanzen bleiben frei von Erde und müssen nach der Ernte nicht gewaschen werden. Die Matten sind kompostierbar und hinterlassen weniger Abfall. Zudem ist das Risiko von Schimmelbildung geringer.
Nachteile: Die Matten speichern weniger Wasser als Erde, was häufigeres Gießen erfordert. Für längere Anbauzeiten oder nährstoffhungrige Arten musst du eventuell mit einer Nährlösung nachhelfen.
Eine Kompromisslösung für Anfänger: Starte mit Erde für deine ersten Versuche und experimentiere später mit erdlosen Alternativen, um herauszufinden, was für deine bevorzugten Microgreens-Sorten und deinen Lebensstil am besten funktioniert.
Beleuchtung und Standort: Was ist ideal?
Licht ist der Motor des Wachstums für deine Microgreens – mit der richtigen Beleuchtung entscheidest du über Erfolg oder Misserfolg deiner kleinen grünen Schätze.
Der optimale Standort für deine Microgreens ist eine helle Fensterbank mit Südausrichtung. Hier bekommen deine Pflänzchen das natürliche Sonnenlicht, das sie für die Fotosynthese benötigen. Die Intensität des natürlichen Lichts sorgt für kräftige Stängel, intensive Farben und einen volleren Geschmack. Vermeide jedoch direkte Mittagssonne im Sommer, da diese zu stark sein und die zarten Pflänzchen verbrennen kann.
In den lichtarmen Wintermonaten oder wenn du keine geeignete Fensterbank hast, sind Pflanzenlampen die perfekte Lösung. LED-Wachstumslampen haben sich hier besonders bewährt, da sie energieeffizient sind und genau das Lichtspektrum liefern, das Pflanzen benötigen. Achte auf Vollspektrum-LEDs, die sowohl blaue Anteile (für kräftige Stängel) als auch rote Anteile (für die Blattentwicklung) enthalten.
Die ideale Höhe für Pflanzenlampen liegt bei etwa 10-15 cm über den Microgreens. Je nach Wachstumsphase kannst du die Höhe anpassen: Näher für Keimlinge, etwas weiter entfernt für entwickelte Pflänzchen. Die ideale Beleuchtungsdauer beträgt 12-16 Stunden täglich – eine Zeitschaltuhr kann dir hier die Arbeit abnehmen.
Neben dem Licht spielt auch die Temperatur eine wichtige Rolle. Microgreens gedeihen am besten bei Zimmertemperatur zwischen 18-24°C. Achte darauf, sie nicht in die Nähe von Heizkörpern oder Klimaanlagen zu stellen, da starke Temperaturschwankungen das Wachstum beeinträchtigen können.
Bewässerungssysteme: Automatisch vs. manuell
Die richtige Bewässerung ist eine Kunst für sich und entscheidet maßgeblich über Qualität und Gesundheit deiner Microgreens. Du hast die Wahl zwischen manueller und automatischer Bewässerung – beide haben ihre Vorzüge.
Manuelle Bewässerung:
Die einfachste Methode ist das Gießen mit einer Sprühflasche von oben. Diese Methode eignet sich besonders gut für Anfänger, da du direkten Kontakt mit deinen Pflanzen hast und sofort siehst, wenn etwas nicht stimmt. Wichtig ist, die Erde oder das Anzuchtmedium gleichmäßig feucht zu halten, ohne zu überwässern.
Eine bessere Alternative ist das Unterbewässern, bei dem du Wasser in die untere Auffangschale gibst und die Microgreens es von unten aufnehmen. Diese Methode reduziert das Risiko von Pilzbefall und Krankheiten, da die empfindlichen Blätter trocken bleiben.
Vorteile: Niedrige Anfangsinvestitionen, volle Kontrolle über die Wassermenge, direkter Kontakt zu den Pflanzen.
Nachteile: Zeitaufwändig, erfordert regelmäßige Aufmerksamkeit, bei Abwesenheit problematisch.
Automatische Bewässerung:
Für alle, die wenig Zeit haben oder mehrere Microgreens Schalen gleichzeitig kultivieren, bieten sich automatische Bewässerungssysteme an. Von einfachen Tropfsystemen mit Timer bis hin zu ausgeklügelten hydroponischen Setups gibt es zahlreiche Möglichkeiten.
Ein besonders cleveres System für Microgreens ist ein kapillares Mattenset. Hierbei liegt ein Ende einer saugfähigen Matte in einem Wasserbehälter, während der Rest unter den Anzuchtschalen liegt. Die Matte saugt kontinuierlich Wasser auf und versorgt die Pflanzen gleichmäßig.
Vorteile: Zeitersparnis, gleichmäßige Wasserversorgung, ideal für Urlaubszeiten oder bei mehreren Anbauflächen.
Nachteile: Höhere Anfangsinvestitionen, weniger direkter Kontakt zu den Pflanzen, mögliche technische Probleme.
Unabhängig von deinem gewählten System gilt: Staunässe ist der größte Feind von Microgreens und kann schnell zu Schimmelbildung führen. Achte darauf, dass die Drainage funktioniert und überschüssiges Wasser abfließen kann. Überprüfe regelmäßig die Feuchtigkeit des Anzuchtmediums – es sollte feucht sein, aber nicht tropfnass.
Schritt-für-Schritt-Anleitung: Microgreens anbauen

Jetzt wird’s praktisch! Nach all der Theorie zeige ich dir, wie du deine eigenen Microgreens züchten kannst – von der Vorbereitung bis zur Ernte. Der Microgreens Anbau ist einfacher, als du vielleicht denkst, und mit dieser Anleitung gelingt er dir garantiert. Selbst ohne grünen Daumen kannst du schon nach wenigen Tagen deine ersten selbst gezogenen Mini-Pflanzen genießen.
Vorbereitung des Anzuchtbereichs
Bevor du mit dem Microgreens anbauen loslegst, solltest du deinen Arbeitsbereich vorbereiten. Ein sauberer Start ist entscheidend für gesunde Pflänzchen!
Zunächst die Hygiene: Desinfiziere deine Anzuchtschalen gründlich, besonders wenn du sie wiederverwendest. Ein einfaches Abwaschen mit heißem Wasser und etwas Essig reicht meist aus, oder nutze ein mildes Desinfektionsmittel und spüle gründlich nach. Dies verhindert die Übertragung von Krankheitserregern auf deine neuen Microgreens.
Für das Anzuchtmedium hast du mehrere Möglichkeiten: Bio-Anzuchterde ist ideal für nährstoffhungrige Sorten und längere Wachstumsperioden. Alternativ kannst du spezielle Anzuchtmatten aus Hanf oder Kokosfasern verwenden, die sauberer im Handling sind. Fülle dein gewähltes Medium etwa 1-2 cm hoch in die Schale und drücke es leicht an, ohne es zu verdichten.
Platziere deine vorbereitete Schale an einem Ort mit stabiler Temperatur zwischen 18-24°C und ausreichend Licht. Wenn du im Winter Microgreens selber ziehen möchtest oder keinen hellen Platz hast, richte eine Wachstumslampe in 10-15 cm Höhe über dem Anzuchtbereich ein.
Ein praktischer Tipp: Lege dir alle benötigten Materialien vorab bereit – Saatgut, Sprühflasche mit Wasser, eventuell eine Küchenwaage für die richtige Saatgutmenge und eine Gabel zum gleichmäßigen Verteilen der Samen. So machst du den Microgreens Anbau zu einem fließenden, angenehmen Prozess.
Aussaat und Pflege der Microgreens
Die Aussaat ist ein entscheidender Schritt beim Microgreens züchten. Anders als beim traditionellen Gärtnern werden die Samen nicht einzeln und mit großem Abstand ausgesät, sondern dicht an dicht.
Für die meisten Microgreens-Sorten gilt eine Faustregel: Etwa 1-2 Esslöffel Samen pro 10×10 cm Fläche. Die Samen sollten dicht liegen, sich aber idealerweise nicht überlappen. Verteile sie gleichmäßig mit einer Gabel oder deinen Fingerspitzen über das angefeuchtete Anzuchtmedium.
Je nach Sorte gibt es unterschiedliche Anforderungen:
- Lichtkeimer wie Basilikum oder Salat werden nur sanft angedrückt und benötigen Licht zum Keimen
- Dunkelkeimer wie Sonnenblumen oder Erbsen werden leicht mit etwas Erde bedeckt oder mit einem dunklen Tuch oder einer zweiten Anzuchtschale abgedeckt
In den ersten 2-4 Tagen benötigen die meisten Sorten Dunkelheit und konstante Feuchtigkeit, um zu keimen. Besprühe sie 1-2 Mal täglich sanft mit Wasser, ohne das Medium zu durchnässen. Sobald die Keimlinge erscheinen, solltest du die Abdeckung entfernen und die jungen Pflänzchen dem Licht aussetzen.
Bei der weiteren Pflege ist ein ausgewogenes Bewässerungsmanagement entscheidend. Gieße am besten von unten, indem du Wasser in die Unterschale gibst. So bleiben die empfindlichen Blätter trocken, was Schimmelbildung vorbeugt. Lasse überschüssiges Wasser nach etwa 10-15 Minuten ablaufen.
Die ideale Pflegeroutine für deine Microgreens sieht so aus:
- Morgens: Überprüfe die Feuchtigkeit und bewässere bei Bedarf
- Tagsüber: Sorge für ausreichend Licht (12-16 Stunden)
- Abends: Leichte Luftzirkulation durch Lüften oder einen kleinen Ventilator
Ernte: Wann und wie erntet man richtig?
Der spannendste Moment beim Microgreens anbauen ist zweifellos die Ernte. Nach nur 7-14 Tagen (je nach Sorte) sind deine kleinen Pflänzchen bereit, deine Mahlzeiten zu bereichern.
Der optimale Erntezeitpunkt ist erreicht, wenn die Microgreens ihre ersten echten Blätter entwickelt haben – das sind die Blätter, die nach den Keimblättern erscheinen. Bei den meisten Sorten ist dies der Fall, wenn sie eine Höhe von 5-10 cm erreicht haben. Du erkennst den richtigen Zeitpunkt auch am intensiven Grün und der aufrechten Haltung der Pflänzchen.
So gehst du bei der Ernte vor:
- Verwende eine scharfe, saubere Schere oder ein Messer
- Schneide die Stängel knapp über dem Anzuchtmedium ab
- Fasse die Microgreens sanft zusammen und schneide sie in einem Zug
- Vermeide es, Erde oder Anzuchtmedium mit zu ernten
Ein Profi-Tipp: Ernte deine Microgreens kurz vor der Verwendung für maximalen Geschmack und Nährwert. Wenn du mehr geerntet hast als du sofort verbrauchen kannst, bewahre sie ungewaschen in einer luftdurchlässigen Box mit Küchenpapier im Kühlschrank auf. So bleiben sie 5-7 Tage frisch.
Bei manchen Sorten wie Erbsen oder Sonnenblumen kannst du nach der ersten Ernte eine zweite Ernte erzielen. Lasse einfach einen kleinen Teil der Stängel stehen und gib ihnen etwas Zeit zum Nachwachsen. Die zweite Ernte ist oft nicht so ertragreich wie die erste, aber immer noch lecker!
Fehlerquellen und wie man sie vermeidet
Auch beim einfachen Microgreens selber ziehen können einige typische Probleme auftreten. Hier sind die häufigsten Fehlerquellen und wie du sie vermeidest:
Problem: Schimmelbildung
Ursachen: Zu hohe Luftfeuchtigkeit, zu dichtes Säen, unzureichende Luftzirkulation
Lösung: Sorge für bessere Belüftung, verwende einen kleinen Ventilator, gieße weniger und von unten. Achte auf hygienische Bedingungen bei der Aussaat.
Problem: Lange, dünne Stängel (Vergeilung)
Ursachen: Zu wenig Licht, zu hohe Temperatur
Lösung: Platziere deine Microgreens näher an der Lichtquelle oder verlängere die Beleuchtungsdauer. Achte auf moderate Temperaturen (18-22°C).
Problem: Samen keimen nicht oder ungleichmäßig
Ursachen: Altes Saatgut, ungeeignete Keimbedingungen, ungleichmäßige Feuchtigkeit
Lösung: Verwende frisches Saatgut in Bio-Qualität, achte auf gleichmäßige Feuchtigkeit und die richtigen Bedingungen für die jeweilige Sorte (Licht-/Dunkelkeimer).
Problem: Pflänzchen fallen um oder werden welk
Ursachen: Überwässerung, Nährstoffmangel bei längerer Wachstumsphase
Lösung: Reduziere die Wassermenge und sorge für bessere Drainage. Bei längerer Kulturdauer kannst du mit stark verdünntem Bio-Dünger nachhelfen.
Ein wichtiger Grundsatz beim Microgreens Anbau: Weniger ist oft mehr! Besonders bei der Bewässerung neigen Anfänger dazu, zu viel des Guten zu tun. Ein leicht feuchtes, aber nicht nasses Medium ist ideal.
Halte auch ein kleines Anbautagebuch, um herauszufinden, welche Bedingungen für deine bevorzugten Sorten am besten funktionieren. Notiere Aussaatdatum, Keimzeit, Erntezeitpunkt und besondere Beobachtungen. So wirst du mit jeder Anzucht besser und entwickelst dein eigenes grünes Händchen für Microgreens!
Wenn du mehrere Sorten parallel züchtest, beschrifte die Schalen mit dem Namen der Sorte und dem Aussaatdatum. So behältst du den Überblick und kannst verschiedene Sorten vergleichen.
Mit etwas Übung und diesen Tipps wird dein Microgreens Anbau zum Kinderspiel – und du wirst bald nicht mehr auf diese nährstoffreichen kleinen Kraftpakete in deiner Küche verzichten wollen!
Microgreens in der Küche: Verwendung und Rezepte

Microgreens sind nicht nur gesunde Kraftpakete, sondern auch wahre Geschmacksexplosionen, die selbst einfachen Gerichten eine besondere Note verleihen. Mit ihrer intensiven Farbe, dem knackigen Biss und dem konzentrierten Aroma verwandeln diese kleinen Pflänzchen jede Mahlzeit in ein kulinarisches Erlebnis. Das Beste: Du brauchst kein Sternekoch zu sein, um mit Microgreens zu zaubern!
Lagerung und Haltbarkeit nach der Ernte
Um möglichst lange Freude an deinen selbst gezogenen Microgreens zu haben, ist die richtige Lagerung entscheidend. Mit ein paar einfachen Tricks bleiben deine Microgreens bis zu 10 Tage frisch und knackig.
Die goldene Regel: Microgreens erst kurz vor dem Verzehr waschen! Durch übermäßige Feuchtigkeit bei der Lagerung werden sie schnell matschig und verderben. Tupfe frisch geerntete Microgreens bei Bedarf nur sanft mit einem Küchentuch ab, um anhaftende Erdreste zu entfernen.
Für die optimale Aufbewahrung eignet sich ein luftdichter Behälter aus Glas oder Kunststoff. Lege ein sauberes, trockenes Küchenpapier auf den Boden, schichte deine Microgreens locker darauf und lege bei Bedarf ein weiteres Papiertuch obenauf, bevor du den Behälter verschließt. Das Papier nimmt überschüssige Feuchtigkeit auf und hält die zarten Pflänzchen länger frisch.
Bewahre deine Microgreens im Gemüsefach deines Kühlschranks bei konstanten 1-3°C auf. Die gleichmäßig kühle Temperatur verlangsamt den Alterungsprozess, ohne die empfindlichen Blätter zu beschädigen.
Ein Profi-Tipp: Inspiziere deine gelagerten Microgreens täglich und entferne alle welken oder verfärbten Exemplare sofort. So verhinderst du, dass sich Fäulnis ausbreitet und der Rest der Ernte verdirbt.
Wenn du besonders viele Microgreens geerntet hast, kannst du auch über Vakuumieren nachdenken. Diese Methode entzieht die Luft und verlängert die Haltbarkeit deutlich, indem sie den Oxidationsprozess verlangsamt. Die vakuumierten Microgreens können bis zu zwei Wochen frisch bleiben.
Kreative Rezeptideen mit Microgreens
Microgreens sind wahre Alleskönner in der Küche! Sie bereichern praktisch jedes Gericht – von der einfachen Stulle bis zum festlichen Menü. Hier kommen einige kreative Ideen, wie du deine selbst gezogenen Microgreens in deinem Küchenalltag einsetzen kannst:
Microgreens als geschmacksintensive Salatbasis
Mische verschiedene Microgreens wie Rucola, Kohl und Senf für einen nährstoffreichen Salat mit Tiefe und Charakter. Das Beste daran: Du brauchst nur wenige zusätzliche Zutaten. Ein einfaches Dressing aus hochwertigem Olivenöl, einem Spritzer Zitrone und etwas Meersalz lässt die Aromen der Microgreens perfekt zur Geltung kommen. Für zusätzliche Textur sorgen geröstete Nüsse oder Samen.
Microgreen-Pesto – intensiver als das Original
Ersetze herkömmliches Basilikum durch Basilikum-Microgreens für ein Pesto mit unglaublich intensivem Geschmack. Oder werde experimentierfreudig und probiere ein Pesto aus Erbsen-Microgreens mit Walnüssen und Parmesan oder aus scharfen Radieschen-Microgreens mit Mandeln und getrockneten Tomaten. Microgreen-Pesto ist vielseitig einsetzbar: als Pasta-Sauce, als Dip oder als Brotaufstrich.
Microgreens als Topping für Suppen und Bowls
Eine Hand voll frischer Microgreens auf einer cremigen Suppe oder einer Buddha Bowl ist nicht nur optisch ein Highlight, sondern bringt auch geschmacklich eine neue Dimension. Probiere zum Beispiel Erbsen-Microgreens auf einer Kartoffel-Lauch-Suppe oder Senf-Microgreens auf einer Kürbissuppe. Der Kontrast zwischen warm und kalt, weich und knackig macht jedes Gericht spannender.
Microgreen-Butter für besondere Anlässe
Mische fein gehackte Microgreens wie Koriander oder Schnittlauch mit weicher Butter und einer Prise Salz. Nach dem Kühlen hast du eine aromatische Kräuterbutter, die auf frisch gebackenem Brot oder als schmelzender Klecks auf einem gegrillten Steak für Begeisterung sorgt.
Frühstück mit Power-Boost
Gib deinem Frühstück einen Nährstoff-Kick: Streue Sonnenblumen-Microgreens über dein Rührei, mixe Brokkoli-Microgreens in deinen Smoothie oder toppe dein Avocado-Toast mit pikanten Radieschen-Microgreens. So startest du vitaminreich in den Tag!
Sandwich-Upgrade
Vergiss langweiligen Eisbergsalat! Microgreens bringen Geschmack, Textur und Nährstoffe in jedes Sandwich oder jeden Burger. Eine Schicht Erbsen- oder Sonnenblumen-Microgreens sorgt für einen angenehmen Biss und frische Aromen.
Microgreens als Ansatz für Drinks
Gib deinem Gin Tonic eine neue Dimension mit einigen Blättchen Koriander-Microgreens oder verfeinere eine Bloody Mary mit scharfen Radieschen-Microgreens. Selbst in Smoothies machen sich die kleinen Kraftpakete hervorragend und geben dem Getränk einen zusätzlichen Nährstoff-Boost.
Microgreen-Öl für besondere Aromen
Erwärme sanft hochwertiges Olivenöl und gib eine große Handvoll Microgreens hinein. Nach dem Abkühlen und Durchziehen siebst du die Feststoffe ab und erhältst ein aromatisches Öl, das Salate und andere Gerichte auf ein neues Level hebt.
Bei all diesen Rezeptideen gilt: Gib die Microgreens immer erst kurz vor dem Servieren hinzu. Durch Hitze verlieren sie nicht nur ihre knackige Textur, sondern auch wertvolle Nährstoffe. Je frischer die Microgreens auf den Teller kommen, desto besser entfalten sie ihr volles Potenzial.
Experimentiere mit verschiedenen Microgreen-Sorten – jede bringt ihren eigenen Charakter mit: Von mild-nussig (Sonnenblume) über süßlich (Erbse) bis hin zu scharf und würzig (Radieschen). Mit der Zeit wirst du deine Favoriten entdecken und immer neue Kombinationsmöglichkeiten finden, um deine Küche mit diesen kleinen grünen Wunderwerken zu bereichern!