Sperrnächte und Dunkelnächte – bevor es magisch wird, wird aufgeräumt

Räucherwerk, getrocknete Kräuter, Federn und Ritualgegenstände auf einem Holztisch.

Für viele von uns besteht der Dezember aus der Adventszeit, der Weihnachtszeit und dem Jahreswechsel. Doch wusstest du, dass der Dezember noch viel mehr kann als besinnlich? Womöglich sind dir schon mal die Rauhnächte begegnet – eine Zeitspanne von Weihnachten bis zum 6. Januar, die als magisch bezeichnet wird. Der Gedanke dahinter: Man glaubte, dass zu dieser Zeit die Grenze zwischen unserer Welt und der Anderswelt, dünner ist. Geister, Ahnen, Träume, Vorzeichen – all das soll in den Rauhnächten eine stärkere Bedeutung haben. Genauer ins Detail wollen wir hier aber nicht geben, denn wir stellen extra für dich die einzelnen Rauhnächte und ihre Bedeutungen in separaten Blogbeiträgen vor.

Was sind Sperrnächte?

Hier soll es um die sogenannten Sperrnächte gehen, die auch unter dem Namen Dunkelnächte bekannt sind. Das sind die Nächte vor den Rauhnächten. In der Regel reichen diese vom 8. bis zum 20. Dezember, in manchen Kulturen und Bräuchen können sie auch vom 13. bis zum 24. reichen. Diese Nächte sind quasi die Vorlaufphase der Rauhnächte, also die 12 Nächte davor. Warum 12? Die am weitesten verbreitete These ist, dass jede Nacht für einen Monat des Jahres steht.

Der Name Sperrnacht leitet sich vom Wort „sperren“ ab, im Sinne von abschließen oder beenden. Also das „alte Jahr zusperren“, Dinge, die einen belasten oder beschäftigen noch einmal hinterfragen und prüfen. Es soll Altes sortiert und aufgeräumt und beendet werden. Dabei steht die Frage im Raum: Was will ich nicht mit ins neue Jahr nehmen? Somit wird bei den Sperrnächten abgeschlossen, während die Rauhnächte den Neubeginn darstellen.

Sperrnächte – ein Blick in die Geschichte

Wenn man hinterfragen möchte, wie die Sperrnächte entstanden sind und was die Historie hergibt, muss man feststellen, dass, im Gegensatz zu den Rauhnächten, deutlich weniger belegt ist. Der eigentliche Hintergrund und auch die Namensherkunft sind eher in ganz praktischen Bräuchen zu sehen, nämlich in der Landwirtschaft.

In den letzten Tages des alten Jahres

  • war die Feldarbeit abgeschlossen,
  • wurden Werkzeuge geprüft, repariert und anschließend „weggesperrt“, bis sie wieder gebraucht wurden,
  • hat man Ställe, Scheunen und unbeheizte Räume verschlossen,
  • brachte man Haus und Hof für den Winter und die bevorstehenden Rauhnächte in Ordnung.

Auch finden sich germanische und christliche Deutungen zu den Sperrnächten, dabei handelt es sich allerdings meist nicht um belegbare historische Fakten, sondern eher um spirituelle Deutungen. Zu Sperrnächten gibt es daher leider kaum Quellen und wissenschaftliche Literatur. Einige neuere Quellen verbinden die Sperrnächte zum Beispiel mit

  • germanischen Bräuchen,
  • dem alten 13-Mond-Jahreskreis
  • und deuten etwa den 8. Dezember als alten Sonnen-Impuls-Tag, der im Christentum zu Mariä Empfängnis wurde.

In der Gegenwart – schon allein durch das Internet – ist der Begriff der Sperrnächte immer häufiger anzutreffen. Sie sind in der heutigen Zeit daher eine Mischung aus alten bäuerlichen Ritualen, mythischen Bildern und der modernen Psychologie und Esoterik.

Sperrnächte: To-do-Liste

Welche Rituale du an den Sperrnächten durchführst, ist nirgends festgelegt. Du bist dabei also vollkommen frei. Wir haben im Folgenden ein paar Punkte für dich zusammengestellt, damit du weißt, was alles möglich ist. Suche dir einfach die Dinge aus, die dir wichtig sind.

Innere Klärung und Reflexion

  • Aufschreiben, was dich belastet (Gedanken, Situationen, Menschen, Glaubenssätze)
  • Offene Baustellen auflisten (Dinge, die du ständig im Hinterkopf hast, wie unerledigte Aufgaben, Entscheidungen, unangenehme Telefonate)
  • Reflexionsfragen beantworten (was war schwer und was habe ich daraus gelernt, wo habe ich Dinge gemacht, die ich nicht wollte, was will ich im nächsten Jahr anders machen)
  • Meditieren (5 bis 15 Minuten stille Meditation, Atemmeditation oder Body Scan, Fokus-Themen: Loslassen, Vergebung, Selbstannahme)
  • Gefühle bewusst zulassen (Traurigkeit, Wut, Enttäuschung nicht wegdrücken sondern darüber schreiben, sie beim Spaziergehen „mitnehmen“ oder ihnen in einer stillen Minute Raum geben)

Symbolische Loslass-Rituale

  • Dinge Sammeln, die rituell für etwas stehen und die du begraben möchtest (zum Beispiel Steine, Zettel, getrocknete Blätter, Symbole, später in einer Kiste im Garten vergraben oder symbolisch beerdigen)
  • Loslass-Zettel schreiben (1 Zettel pro Belastung, danach den Zettel verbrennen, in Stücke reißen etc.)
  • Sperrbox oder Sperrumschlag anlegen (Alles, was zum alten Jahr gehört wie Notizen, Zettel, alte Listen sammeln und in die Box oder den Umschlag geben, am Ende der Sperrnächte bewusst verschließen)
  • Gegenstände aussortieren, die altes Zeug symbolisieren (Kleidung, Deko, Unterlagen, die an Phasen erinnern, die vorbei sind, bewusst entscheiden, was gehen darf)

Ordnung und äußeres Aufräumen

  • Kleinteiliges Aufräumen (nicht gleich die ganze Wohnung, sondern gezielt: eine Schublade, einen Ordner, ein Regalbrett)
  • Papierkram sichten (alte Rechnungen, Unterlagen sortieren, abheften oder wegwerfen, unnötige Zettel, Notizen oder To-do-Listen entsorgen)
  • Digitale Ordnung schaffen (E-Mails löschen oder von Newslettern abmelden, Dateien aufräumen, unnötige Apps vom Handy löschen)
  • Finanzielles abchecken (offene Rechnungen begleichen, Abos und Verträge durchgehen und evtl. kündigen)

Beziehungen und Kommunikation klären

  • Dankbarkeit ausdrücken (bewusst Dankesnachrichten formulieren: „Danke, dass du dieses Jahr für mich da warst“)
  • Alte Konflikte innerlich sortieren (aufschreiben, was zu dir gehört und was anderen gehört, muss nicht immer in ein Gespräch führen, innere Klärung reicht oft völlig)
  • Entscheiden, wo du Abstand brauchst (Kontakte identifizieren, die dir nicht gut tun, für dich klar formulieren: „Ich werden den Kontakt abbrechen“ oder „Ich werden den Kontakt lockerer halten“)
  • Vergebung üben (dir selbst für Fehler des Jahres, anderen, soweit es sich für dich stimmig anfühlt)

Körper, Alltag und Self-Care

  • Bewusste Ruhephasen einplanen (kein Social Media, keine Dauerbeschallung, kein Fernsehen, stattdessen eine Kerze anzünden, sich in eine Decke mummeln, einen guten Tee genießen)
  • Den Körper sanft herunterregeln (Spazierengehen in der Dämmungen oder der Dunkelheit, ein warmes Bad nehmen, Yoga, progressive Muskelentspannung)
  • Schlafhygiene verbessern (abends früher offline gehen, kleines Ritual vor dem Schlafengehen einführen, wie eine Kerze ausblasen, 3 Dinge aufschreiben, für die du dankbar bist)
  • Alte Routinen prüfen (Essgewohnheiten, Bewegungsmuster, Medienkonsum, notieren, was gut ist und was dir nicht gut tut)

Neuausrichtung und Vorbereitung auf das neue Jahr

  • Werte klären (aufschreiben, welche Werte, wie Ruhe, Klarheit, Verbundenheit, Gesundheit, im neuen Jahr für mich wichtig sind)
  • „Nicht mehr“-Liste schreiben (statt Vorsätzen: „Im neuen Jahr möchte ich weniger …“ zum Beispiel Überstunden, Selbstkritik, Kompromisse gegen meine Grenzen)
  • Übergangsritual planen (zum Beispiel ein kleines Ritual an der Wintersonnenwende oder zur ersten Rauhnacht einplanen, zum Beispiel eine Kerze anzünden oder klare Sätze formulieren „Dafür öffne ich mich im neuen Jahr“)

So könnten deine 12 Sperrnächte aussehen

Wie schon geschrieben, bist du in deinen Ritualen vollkommen frei. Als Anleitung, wie du die 12 Sperrnächte gestalten kannst, hier ein paar Ideen:

Sperrnacht/Monat Thema Ritual-Idee
1. Sperrnacht – Januar Bilanz und Basis Kerze anzünden, kurz still werden. Positive und schwierige Ereignisse vom Januar notieren und offene Themen endgültig loslassen.
2. Sperrnacht – Februar Körper und Gesundheit Tee-Ritual: bewusst langsam trinken, während du auf deinen Körper hörst. Rückblick: Krankheiten, Stress, Erholung – alles notieren. Arzt- und Terminlisten checken, gibt es noch etwas zu organisieren oder abzuschließen? Welche Gewohnheiten willst du nicht mit ins neue Jahr nehmen (zu viel Handy/Internet, zu wenig Schlaf etc.)
3. Sperrnacht – März Arbeit und Projekte Kerze anzünden, kurz meditieren. Alle größeren Projekte des Jahresbeginns auflisten, ebenso unerledigte Projekte und Ideen. Aussortieren und bewusst Dinge absagen. Ordner und Arbeitsunterlagen aufräumen.
4. Sperrnacht – April Beziehungen und Umfeld Herz-Ritual: Hand aufs Herz, an wichtige Menschen denken. Welche Begegnungen und Beziehungen waren wichtig, welche belastend? Nachrichten schreiben, Danke sagen, Entschuldigungen anbieten. Entscheiden, welche Kontakte weniger Raum bekommen sollen oder welche du abbrechen willst.
5. Sperrnacht – Mai Freunde und Kreativität Kreativer Ausdruck (zeichnen, kollagieren, tanzen, Musik). Was hat dir dieses Jahr Freude gemacht? Mindestens 3 Dinge notieren, die du im neuen Jahr (mehr) tun willst. Woran hast du keine Freude mehr?
6. Sperrnacht – Juni Grenzen und Energiehaushalt Zettel-Feuer- oder Papierkorbritual. Aufschreiben, wofür du zu viel Energie aufgebracht hast – pro Gedanke ein Zettel. Zettel laut vorlesen und anschließend verbrennen oder wegwerfen. Innere Grenzen formulieren: „Im neuen Jahr ist meine Zeit wertvoll und ich sage öfter nein“.
7. Sperrnacht – Juli Zuhause und Ordnung Mini-Hausritual: eine Ecke bewusst reinigen bzw. aufräumen. Wähle einen kleinen Bereich, etwa eine Schublade, eine Ablage oder eine Ecke und bringe diese komplett in Ordnung. Dinge, die du nicht mehr brauchst, aussortieren und bewusst denken, Chaos im neuen Jahr auszusperren.
8. Sperrnacht – August Fülle und Dankbarkeit Dankbarkeitsritual mit Liste. „Dafür bin ich in diesem Jahr dankbar“ – Liste über Menschen, Erlebnisse oder Lernschritte erstellen. Entscheiden, welche Form von Fülle du im neuen Jahr aktiv einladen möchtest (Zeit, Liebe, Geld, Gesundheit)
9. Sperrnacht – September Lernen und Erkenntnisse Lern-Ritual: Buch oder Notizen zur Hand nehmen. Aufschreiben, was du in diesem Jahr gelernt hast, über dich, über andere, über das Leben. Alte Unterlagen durchgehen und alles entsorgen, was keine Relevanz mehr hat. Mindestens einen Glaubenssatz identifizieren, der dich begrenzt (Ich kann nicht … ich bin immer …)
10. Sperrnacht – Oktober Schatten und Ängste Kerze im Dunkeln anzünden und ein ehrlicher Blick auf die Schattenanteile werfen. In einem geschützten Rahmen aufschreiben, wovor du in diesem Jahr Angst hattest und wie sich diese gezeigt hat. Anerkennen, dass diese Anteile da sind, ohne sie zu verurteilen. Einen „Mut-Satz“ formulieren und aufhängen.
11. Sperrnacht – November Ahnen und Abschied Ahnenkerze anzünden, eventuell ein Foto dazustellen. Menschen und Dinge betrauern, die du in diesem Jahr verloren hast (Menschen, Tiere, Phasen, Beziehungen, Jobs). Ihnen innerlich danken und bewusst verabschieden. Einen symbolischen Gegenstand wählen, der für das Abgeschlossene steht und an einen besonderen Ort legen.
12. Sperrnacht – Dezember Abschluss und Versiegelung Sperr-Ritual: Box, Umschlag oder Glas. Alles, was du in den letzten Nächten loslassen wolltest, noch einem kurz im Überblick notieren. Diese Notizen in ein Glas, einen Umschlag oder eine Box legen – das sogenannte Sperrgefäß. Zum Schluss sagen: „Ich schließe das alte Jahr in Frieden ab. Was erledigt ist, bleibt im alten Jahr.“

Die Sperrnächte in Bezug auf deinen Garten

Wir haben jetzt viel über die Sperrnächte gelernt. Aber vielleicht fragst du dich, was das mit deinem Garten zu tun hat. Mehr, als du denkst! Denn man kann die Sperrnächte wunderbar auf die Gartenarbeit bzw. das Gartenjahr übertragen – im Sinne von Rückschau, Ordnung, Planung. So kannst du dein Gartenjahr bewusst abschließen, auf Erfolge und Pannen zurückblicken und Entscheidungen für die nächste Saison treffen.

Ideen für den Garten

Garten-Jahresrückblick

  • Jede Sperrnacht steht für einen Monat. Was wuchs im entsprechenden Monat besonders gut oder schlecht? Welche Schädlinge bzw. Krankheiten traten auf? Welche Sorten haben sich bewährt, welche nicht?

Sperren/Loslassen im Garten-Sinn

  • Sorten notieren, die du nicht mehr anbauen möchtest.
  • Methoden abhaken, die sich nicht bewährt haben.
  • Bereiche im Garten definieren, die du nächstes Jahr anders nutzen oder ruhen lassen willst.

Ordnung und Pflege

  • Gartengeräte prüfen, reinigen, ölen, gegebenenfalls ausmustern.
  • Abgelaufene Sämereien aussortieren.
  • Listen erstellen: Was muss ich nachkaufen, was will ich neu ausprobieren?
  • Pflanzpläne vom letzten Jahr abheften und beschriften (so nicht wieder, das war gut)

Planung für die neue Saison

  • Erste Fruchtfolge- und Beetpläne skizzieren.
  • Notieren, welche Kulturen mehr Platz bekommen sollen.
  • Wünsche für das neue Gartenjahr formulieren (mehr Bienenpflanzen, mehr Mulch, weniger Stress beim Unkrautjäten)

Innere Ebene und Garten

  • Was im Garten spiegelt dein neues Jahr? Übervolle Beete – zu viel vorgenommen? Leere Ecken – Raum für Neues?
  • Entscheiden: Wo darf es im Garten simpler werden, wo willst du bewusst investieren?

Die Sperrnächte sind also eine Einladung an uns, innezuhalten, Unerledigtes zu ordnen und das Vergangene in Frieden zu beschließen – in allen Lebenslagen und somit auch im eigenen Garten. Indem wir Altes bewusst wegsperren, entsteht innerer Raum, in dem das neue Jahr – und die anschließenden Rauhnächte – mit mehr Klarheit und Leichtigkeit begrüßt werden können.