Grauer Himmel, matschiger Boden, vielleicht sogar etwas Schnee, aber alles scheint zu schlafen – im Garten ist es ruhig geworden. Das ist der perfekte Zeitpunkt also, um mal die Beine hochzulegen und … gar nichts zu tun? Nicht ganz! Der erste Monat im Jahr ist so etwas wie ein Blick hinter die Bühne: Vorne im Garten wirkt alles ruhig, hinter den Kulissen aber legst du jetzt den Grundstein für ein entspanntes Gartenjahr. Viel zu tun? Naja, es geht. Du musst dich weder in die Schneehölle stürzen noch das komplette Grundstück umkrempeln – aber ein paar gezielte Handgriffe lohnen sich tatsächlich.
Wetter & Timing – wann du loslegen solltest
Der Januar kann durchaus launisch sein: mal knackiger Frost, mal Schmuddelregen, dazwischen milde Tage. Für viele Arbeiten gilt:
- Nicht auf gefrorenem Boden wühlen – das schadet der Bodenstruktur.
- Schneidarbeiten nur bei frostfreiem, trockenen Wetter – sonst können Triebe Schaden nehmen.
- Planung, Werkzeugpflege und Voranzucht: perfekt für ungemütliche Tage drinnen.
Kleiner „Draußen-Check“, bevor du loslegst:
- Friert der Boden noch?
- Ist es nasskalt oder einigermaßen trocken?
- Hast du rutschfeste Schuhe an (Stichwort: vereiste Terrassenplatten)?
Ziergarten – sanfte Pflege statt Radikalkur
Im Januar ist im Ziergarten nicht allzu viel zu tun – die To-dos beschränken sich auf Feinarbeit und Kontrolle. Viele Staudenreste sind im Winter durchaus wertvoll und oft sogar hübsch anzuschauen:
- Sie schützen den Boden vor Kälte.
- Sie bieten Insekten Unterschlupf.
- Sie liefern Vögeln Futter durch Samenstände.
Trotzdem lohnt sich ein kurzer Rundgang. Solltest du matschige, schimmelnde oder eindeutig kranke Pflanzenteile finden, solltest du zur Gartenschere greifen und diese entfernen. Auch umgekippte Stängel, die alles plattdrücken, werden einfach abgeschnitten.
Stabile Samenstände, etwa von Sonnenhut, Fetthenne oder von Ziergräsern, dürfen stehen bleiben. Trockenes Laub in den Beeten dient als natürlicher Schutz und darf ebenfalls liegen bleiben. Zusätzlich kannst du eine lockere Schicht aus Laub oder Kompost auf empfindlichen Beeten verteilen – das wirkt wie eine Winterdecke und füttert nebenbei das Bodenleben.
Sträucher und Rosen – Kontrolle statt Großangriff

Manche Hobbygärtner können es kaum erwarten, endlich wieder loszulegen. Wenn es dich in den Fingern juckt, dann kannst du im Januar durchaus etwas tun – aber gezielt. An frostfreien Tagen empfiehlt es sich,
- abgestorbene, offensichtlich kranke oder beschädigte Triebe zu entfernen,
- sich stark reibende Äste auszulichten,
- bei Sträuchern den Winterschutz checken (Jute, Vlies, Reisig).
Große Formschnitte an Blütensträuchern und radikale Rückschnitte, die starke Neutriebe anregen könnten, solltest du erst dann angehen, wenn kein strenger Frost mehr droht. Rosen freuen sich übrigens, wenn
der Veredelungsbereich weiterhin geschützt ist (z. B. mit Erde, Kompost oder Reisig) und wenn du lose, angedrückte Abdeckungen noch einmal zurechtrückst.
Immergrüne und Kübelpflanzen – Durstig im Winter?
Immergrüne Pflanzen wie Buchsbäume, Kirschlorbeer oder auch Koniferen können im Winter ein Paradox entwickeln: Sie können nämlich bei Frost vertrocknen. Der Grund: Über das Laub verdunsten sie Wasser, können aber bei gefrorenem Boden kein Wasser aufnehmen. Darum lohnt sich an frostfreien Tagen vorsichtig zu gießen, aber nur dann, wenn der Boden trocken wirkt. Auch die Kontrolle des Winterschutzes ist sinnvoll. Sitzen Vlies, Jute & Co. noch, oder fliegt schon alles halb im Garten herum? Kübel, die im Winter draußen bleiben, freuen sich über eine windgeschützte Stelle direkt an einer Hauswand.
Obstgarten – Bäume und Sträucher gut über den Winter bringen
Schnitt, Schutz und Gesundheitscheck bei Obstbäumen
Damit Dein Obst in der Saison reichlich Früchte trägt, kannst du die Vorbereitungen dafür bereits im Januar treffen. Wenn das Wetter mitspielt, kein Schnee liegt und es nicht friert, kannst du folgende Arbeiten erledigen:
- Baumkrone auslichten
- sich kreuzende Äste entfernen
- nach innen wachsende Triebe wegnehmen
- Wasserschosse (lange, steile Triebe) reduzieren
- Stämme und Äste auf Frostrisse kontrollieren
- Pilzbefall und Fruchtmumien entfernen
Wichtig für junge Obstbäume: ein Weißanstrich (Kalkanstrich), starke Temperaturschwankungen auszugleichen und schützt die Rinde vor Rissen.
Obstbaumschnitt im Überblick:
| Baumart | Winterschnitt sinnvoll? | Hinweis |
| Apfel | Ja, bei frostfreiem Wetter | Klassische Zeit für den Erhaltungsschnitt |
| Birne | Ja | Ähnlich wie beim Apfel |
| Pflaume | Eher zurückhaltend, lieber im Sommer schneiden | Nur Korrekturen, kein starker Schnitt |
| Süßkirsche | Besser im Sommer schneiden | Schnitt nach der Ernte |
Beerensträucher und Spalierobst
Auch bei Beerensträuchern kannst du zur Astschere greifen:
- alte, dunkle Triebe (z. B. bei Johannisbeeren) können markiert oder – bei mildem Wetter – schon entfernt werden,
- jüngere, kräftige Triebe bleiben stehen,
- bei Himbeeren je nach Sorte: abgetragene Ruten bodennah entfernen.
Wenn du gerne selbst vermehrst, kannst du bei passendem Wetter Steckholz schneiden (z. B. von Johannis- oder Stachelbeeren).
Gemüsegarten und Hochbeete – ernten, aufräumen, schützen, planen

Winterernte – es gibt noch was zu holen
Je nach Garten und Region kannst du im Januar häufig noch ernten:
Den Boden rund um dein Wintergemüse kannst du mit einer dünnen Schicht aus Laub- oder Stroh schützen – das erleichtert das Ernten und schützt die Wurzeln.
Gemüsebeete mit System aufräumen
Im Gemüsegarten sieht es im Januar oft wild aus: halb abgeerntete Pflanzen, leere Stellen, ein bisschen Chaos. Statt alles „klinisch rein“ zu machen, gehst du gezielt vor:
Gesunde Pflanzenreste
- kleinschneiden
- auf dem Beet liegen lassen oder kompostieren
Kranke Pflanzenreste
- aus dem Beet entfernen
- nicht auf den Kompost geben (z. B. bei Pilzbefall)
Leere Flächen abdecken
- mit Laub, Stroh, grobem Kompost oder einem Vlies
- so bleibt der Boden geschützt, erodiert weniger und das Bodenleben bleibt aktiv
Winteraussaat und erste Voranzucht
Der Januar ist zwar kein Hauptaussaatmonat, aber ein stiller Start ist möglich und zwar drinnen wie draußen.
Draußen – Kaltkeimer und Winteraussaat
Einige Pflanzen brauchen sogar den Kältereiz, um gut zu keimen, die sogenannten Kaltkeimer. Dazu gehören unter anderem bestimmte Stauden und Zierpflanzen wie Mohn, Pfingstrosen, Astilben oder Kornblumen. Du kannst ihre Samen nun in Töpfe oder direkt ins Beet säen, damit ihnen die Winterkälte den Startschuss gibt.
Drinnen – Voranzucht im Warmen
Auf der Fensterbank oder in einem hellen, kühlen Raum können im Laufe des Januars schon die ersten Kulturen starten. Dazu gehören:
- Chili und Paprika (brauchen lange bis zur Pflanzgröße)
- erste Salate für geschütztes Auspflanzen
- frühe Kohlrabisorten
- Kresse und Microgreens für die Küche
Wichtig: Wähle einen möglichst hellen Standort, sonst vergeilen die Keimlinge, gieße sparsam und stelle die Töpfe nicht zu warm, sonst schießen die Pflanzen ins Kraut, bevor genug Licht da ist.
Planung fürs Gemüsejahr
Der Januar ist perfekt, um in Ruhe den Gemüsegarten zu planen.
- Welche Kulturen möchtest du anbauen?
- Wo standen im letzten Jahr Kartoffeln, Kohl & Co.? Das ist wichtig, um die Fruchtfolge einzuhalten.
- Brauchst du neue Hochbeete oder einen Kompostplatz und wie sieht es mit der Bewässerung aus?
Dazu kannst du dir eine einfache Beet-Skizze machen und eintragen, welche Kultur in welches Beet zieht. Saatgutbestände lassen sich jetzt ganz entspannt durchschauen:
- Was ist noch haltbar?
- Wo brauchst du Nachschub?
- Gibt es Sorten, die du dieses Jahr unbedingt ausprobieren willst?
Rasen, Wege und Teich – kleine Checks, großer Effekt

Rasen
Der Rasen hat im Januar frei – und sollte auch so behandelt werden:
- Gefrorenen Rasen möglichst nicht betreten, die Halme brechen leicht.
- Laubreste und Äste entfernen, wenn es gerade nicht gefroren ist.
- Keine Düngung, keine Vertikutier-Aktionen, nichts Radikales. Den Rasen einfach in Ruhe lassen.
Wege, Mauern und Beeteinfassungen
Ein kurzer Sicherheitscheck lohnt sich:
- Sind Wege rutschig durch Moos oder Algen?
- Gibt es lose Trittsteine oder wackelige Kanten?
- Hängen Äste gefährlich tief über Wege oder Einfahrten (Sturmgefahr)?
Solche Kleinigkeiten im Januar zu beheben, erspart dir im Frühling so manche Überraschung.
Teich und Wasserelemente
Wenn du einen Teich hast, halte die Wasseroberfläche im Blick, vor allem dann, wenn sich eine Eisdecke gebildet hat.
- Bei Fischbesatz sollte der Teich nicht komplett und dauerhaft luftdicht zufrieren.
- Lieber mit speziellen Eisfreihaltern oder einem Bündel Schilf/Styropor arbeiten, statt Eislöcher brutal freizuschlagen.
- Pumpen und Technik, die nicht winterhart sind, bleiben frostfrei eingelagert.
Kübelpflanzen und Balkon – einpacken, umstellen, nachsehen
Pflanzen im Topf sind im Winter immer etwas empfindlicher, weil die Wurzeln von allen Seiten Kälte abbekommen. Daher ist es wichtig, die Töpfe auf Holzleisten, Ziegel oder Styropor zu stellen. Um die Seiten zu schützen, kannst du den Topf mit Jute, Vlies, Kokosmatten oder Wellkarton umwickeln. Auch von oben ist ein Schutz möglich, indem Du Laub, Stroh oder Tannenzweige auf die Erdoberfläche legst und so den Wurzelbereich abdeckst. Zu guter Letzt sollten die Kübel nahe an der Hauswand stehen. Dort ist es nicht nur windgeschützter, sondern auch wärmer als im offenen Garten.
Nicht winterharte Kübelpflanzen wie Zitrusbäumchen, Oliven oder Engelstrompeten sollten bereits im passenden Winterquartier sein. Kontrolliere dort regelmäßig, ob sich Schädlinge breit machen und ob der Wurzelballen zu trocken oder zu nass ist. Gegossen wird nur mäßig – die meisten Pflanzen halten im Winter eher Diät.
Tiere im Garten – Mitbewohner durch den Winter bringen
Im Januar freuen sich deine tierischen Gartenbewohner über ein bisschen Unterstützung. Wenn du Vögel fütterst, achte immer auf die Hygiene und reinige Futterhäuschen oder Futtersäulen regelmäßig. Kontrolliere auch das Futter, es sollte nicht nass werden und vor sich hingammeln – das kann zu Krankheiten bei den Tieren führen. Vögel brauchen nicht nur Futter, sondern auch Wasser. Richte – wenn möglich – flache Schalen mit Wasser ein, die du bei Frost öfter erneuern solltest.
Laubhaufen und wilde Ecken solltest du im Winter in Ruhe lassen, denn dort verkriechen sich nicht selten Igel, Insekten & Co. Lass das Winterquartier also einfach links liegen und schichte es nicht um.
Nistkästen können an frostfreien Januartagen kontrolliert und bei Bedarf gereinigt werden (keine Reinigungsmittel nutzen) – dann sind sie rechtzeitig zum Frühling bezugsfertig.
Gartenarbeiten für drinnen: Werkzeug, Saatgut und Planung

Nicht jede Gartenarbeit muss draußen bei Eiseskälte stattfinden. Einiges lässt sich hervorragend ins Warme verlegen.
Werkzeug und Geräte – Wellnesskur für Gartensachen
- Erdreste von Spaten, Grabgabel und Hacke entfernen
- Scheren und Messer reinigen, schärfen, leicht einölen
- Defekte Geräte aussortieren oder reparieren
Das wirkt unspektakulär, aber dein zukünftiges Ich im März wird dir sehr dankbar sein.
Töpfe, Anzuchtzubehör und Lagergut
Töpfe und Untersetzer mit heißem Wasser und etwas Seife reinigen, Anzuchtschalen, Etiketten und Minigewächshäuser auf Vollständigkeit checken und eingelagerte Knollen wie Dahlien, Zwiebeln und Lagergemüse kontrollieren. Faulstellen, Schimmel oder Schrumpelkandidaten werden rechtzeitig aussortiert.
Gartenjahr durchdenken – dein stiller Januar-Moment
Jetzt ist die beste Zeit, um mit einem Tee durchs Fenster in den Garten zu schauen und dir ein paar Notizen zu machen:
- Welche Ecke war im Sommer trostlos?
- Wo war es zu trocken, wo zu schattig?
- Brauchst du mehr Platz für Gemüse, mehr Blüten für Insekten oder mehr Sitzplätze für dich und deine Lieben?
Ein einfaches Notizbuch oder eine Skizze reichen. Wichtig ist, dass du deine Ideen jetzt festhältst – im April ist das alles sonst wieder weg.
Januar-To-do-Liste im Überblick
Zum Schluss noch einmal alles auf einen Blick
| Ziergarten |
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| Obstgarten |
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| Gemüsegarten |
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| Aussaat/Vorkultur |
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| Kübel und Balkon |
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| Tiere |
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| Technik und Geräte |
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| Planung |
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Na, da ist doch einiges zu tun, woran du womöglich gar nicht gedacht hattest. Wenn du im Januar ein paar dieser Punkte angehst, musst du im Frühling weniger improvisieren – und dein Garten dankt dir die leise Winterpflege mit einem deutlich entspannteren Start ins neue Jahr. Und mal ehrlich: ein bisschen frische Luft zwischen den Feiertagskeksen und den ersten Saatgutkatalogen schadet ja auch nicht.